Sonntag, 3. Februar 2013

Vom Osten in den Westen (Perth,Weihnachten und Co)

Ihr habt sicherlich auf diesen Blog genau so lange gewartet wie ich. Eine Menge neuer Sachen sind passiert und ich hatte wenig Elan und auch öfter wenig Zeit, um zu schreiben. Da einige Freunde meinten meine Einträge sind zu lang zum lesen (vielleicht seid ihr auch nur zu faul...), habe ich beschlossen, eine ausführliche Beschreibung einzelner Tage auszulassen und nur eine grobe Übersicht meiner verbrachten Zeit wiederzugeben. Umso mehr kann ich auch später noch erzählen, wenn ich im Sommer nach Deutschland komme.
Beim letzten Eintrag verbrachte ich meine Zeit noch auf einer kleinen Farm im Osten Australiens, was mir sehr viel Spaß bereitete und eine sehr gute Erfahrung war. Da ich danach einer bezahlten Arbeit nachgehen wollte um meine Finanzen aufzufüllen, riet man mir in den Westen Australiens zu gehen, da die Löhne dort besser sind. Nach einem letzten Frühstück verabschiedete und bedankte ich mich nochmal bei meinem Gasteltern und die Reise sollte von Rock Valley aus beginnen. An diesem Tage ging es mit dem Bus von Lismore nach Byron Bay und von dort aus 100km nördlich nach Brisbane. Abends war ich also in Brisbane angekommen und nahm meinen Flug nach Perth, was ungefähr 3600 Kilometer Luftlinie sind. Ich war schon immer vom Fliegen begeistert, aber abends bekommt die Begeisterung nochmal eine Steigerung, all die Farben und Lichter einer Großstadt, einfach wunderbar. Wir überflogen also das Landesinnere,was circa 5 Stunden dauerte, die ich schlafend verbrachte, bei Nacht kann man ja eh nichts sehen. Da es in Australien auch nochmal Zeitzonen gibt (was aufgrund der Größe des Kontinents logisch erscheint), musste ich meine Uhr zurückstellen als ich in Perth ankam. Mit dem Shuttle-Bus ging es zum vorher gebuchten Hostel Billabong in Northbridge, einem Stadtteil Perths. Ich ging in mein Zimmer und hatte mich vorher im Flugzeug schon müde geschlafen Im Hostel schlief ich dann auch relativ schnell ein. Am nächsten Morgen bin ich um 6.20 Uhr aufgewacht und wollte nach einem Frühstück gleich mit der Jobsuche beginnen. Ich fragte an der Rezeption nach, ob man mir Agenturen empfehlen könne, die Arbeit für Backpacker suchen. Man gab mir eine Karte und ich machte mich auf den Weg in Richtung Innenstadt. Die Orientierung war ziemlich leicht in Perth, erstmal ging es in Richtung Wolkenkratzer. Man war in einer Großstadt, aber alles war leicht zu finden. Die Agentur zu der ich ging hatte zu, doch das machte mir nichts aus, ich fragte ein paar Bauarbeiter, wohin ich mich wenden kann, wenn ich Arbeit für das Baugewerbe suche und dann verteilte ein paar Lebensläufe an die Büros. Als die Arbeitsagentur "Aussi Jobs" aufhatte, war es dort ziemlich voll und ich wartete 4 Stunden, bis man mir sagte ich solle am nächsten Tag nochmal für ein Interview wiederkommen. Danach ging ich noch ein wenig zur Entspannung durch Perth, um mir ein paar Eindrücke zu verschaffen. Im 400 Hektar großen Kings Park, der teilweise noch ursprüngliches Buschland enthält , gab es viel zu sehen und man hatte eine herrliche Aussicht auf die Stadt. Außerdem gab es einen Turm, der Aussah wie eine DNA Doppelhelix, von dort hatte man eine Aussicht wie riesig der Park eigentlich ist. Es gab kostenlose Führungen, um Blumen aus allen Teilen Australiens und von ein paar anderen Teilen der Welt zu bestaunen und man hatte das Gefühl auf einmal nicht mehr in der Großstadt zu sein. Einige Bäume dort hatten sogar am gleichen Tag Geburstag wie ich, wurden halt nur ein paar Jahrzehnte früher gepflanzt... Die nächsten Tage verbrachte ich immer mit der Jobsuche, man braucht eben Ausdauer, wie beim angeln halt! In der Agentur kam ich am nächsten Tag gleich als zweiter ran, weswegen sich die Wartezeit am ersten Tag gelohnt hat. Perth hat übrigens drei kostenlose Buslinien, für die Innenstadt um unnötigen Autoverkehr zu verhindern. In vielen Bereichen, gibt es außerdem kostenloses Internet. Die Stadtmitte ist eine riesige Einkaufspassage, in der man aber nicht diese Hektik hat, die man normalerweise in Großstädten hat. Viele Straßenmusiker,Zauberer,Tänzer und andere Künstler tummeln sich dort und ich verbrachte viel Zeit, um das zu genießen was andere zu zeigen hatten. Unterhaltsamer als der Mist der im deutschen Fernsehen kommt und für den man auch noch über 17 Euro Rundfunkgebühren bezahlen soll... Bei der Jobsuche habe ich auch einen Iren kennengelernt und mit ihm zusammen die nächsten Tage verbracht. Irländisches Englisch ist vom Klang her ziemlich komisch und viele scheinen auch nicht wert auf korrekte Aussprache zu legen, aber dit kenn wa ja als Halbberliner mit unsam Uckermärker Dialekt wa...
Eines morgens wurde ich auch von Lennart aus Hannover angesprochen mit dem ich auch nach Jobs in Fremantle suchte. Fremantle ist sozusagen der Vorort Perths in dem es viel Hafenarbeit gibt. Abends machten Lennart und ich immer Sport im Kraftraum und wir gingen auf einem Fußballfeld fleißig joggen. Da zusammen kochen einfacher und günstiger ist, machten wir auch das zusammen. Zusammenhalt ist halt immer wichtig. Eines morgens hatte ich ein Job-Interview bei einer Agentur. Ich wußte die Adresse, konnte sie jedoch nicht finden, also musste ich mich durchfragen. Niemand wußte wo das ist, aber der fünfte den ich gefragt habe, war ein Polizist der so ganz lässig meinte "Jo steig ein ich fahr dich hin". Da saß ich also in einem australischen Polizeiauto, ganz stolz dass ich nicht dort saß, wegen einem Verbrechen. Das war ziemlich cool von ihm, also bedankte ich mich und ging glücklich zum Interview. Die Empfangsdame fragte mich verwundert, wieso ich aus einem Polizeiauto ausgestiegen bin und ich erklärte ihr die Geschichte, dann lachten wir beide. An diesem Nachmittag sollte ich jedoch nicht für diese Agentur arbeiten, denn ich bekam von der Aussi Jobs Agentur eine Arbeit und war überglücklich. Ich arbeitete also die nächsten zwei Tage in einem Wolkenkratzer. Wir brachten Kartons mit dem Fahrstuhl nach oben und bauten die dadrin befindlichen Möbel auf. Die Agentur meinte am Freitag noch "Wenn du möchtest kannst du einen besseren Job haben, du musst nur eine Gabelstaplerlizenz machen". Nagut dachte ich mir und beschloß diese am Wochenende zu machen. Die Lizenz kostete mich 330 Dollar, die ich aber zum Glück wiederbekommen kann, wenn ich nach Deutschland zurückkehre. Nach Absolvierung des theoretischen Teil am ersten, und dem praktischen Teil am zweiten Tag, bekam Gabelstaplerfahrer Benni einen Job auf dem Land. Es hieß also Sachen packen und in den 140 Kilometer südöstlichen Ort namens "Brookton" zu ziehen. Wir wurden von einer Frau begrüßt, die uns unser Hostel zeigte. Wir teilen uns ein Haus zu viert und ich war ganz glücklich mit der Situation. Der Betrieb in dem ich arbeite heißt Balco und verkauft Heu und Stroh nach Asien, genauer genommen Japan,Taiwan und Korea. Die Anlage besteht aus einer Produktionshalle und 4 Lagerhallen. In diesem Betrieb sind so geschätzt 40 Leute angestellt, aber es ist geplant eine zweite Produktionshalle zu errichten. Auf der Arbeit gab es erstmal 2 Tage lang Einweisungen zu Sicherheitsvorkehrungen und so weiter. Dazu zeigte man uns 3 Videos und wir mussten einen riesigen Papierstapel durchgehen (eine Abiturklausur  ist ein "Schei...", ähm ich meinte "Spaß" dagegen). Wir bekamen noch unsere BALCO Arbeitskleidung und hatten erstmal Wochenende. Am Wochenende erkundete ich mal die kleine Stadt, die 576 Einwohner hat. Es gibt hier einen Supermarkt, 2 Tankstellen, ein Postgebäude, diverse Geschäfte wie eine Gärtnerei, ein Technikladen, einen Imbiss, eine Werkstatt. Außerdem  werden Steuern in Australien sinnvoll für Sport eingsetzt, die australische Regierung investiert jährlich über 200 Millionen dafür. Das heißt es gibt selbst hier ein paar Tennisfelder, ein Basketballfeld, ein Rugbyfeld und das wichtigste (für mich) ein kleines Freibad mit Volleyballanlage und in der Nähe ein paar Fitnessgeräte. Da der Sport aber nur im Hintergrund steht wollt ihr sicherlich wissen, wie meine Arbeit so ist. Dazu kann ich nur sagen: staubig, entspannt und mit 23Dollar pro Stunde relativ gut bezahlt. Meine Hauptaufgabe ist es mit dem Gabelstapler die Stroh/Heuballen auf ein Fließband zu befördern und die 6 Schnüre durchzuschneiden, dass die Schnüre nicht mit in die Maschine gelangen. Ich muss für jeden Auftrag verschiedene Ballen aus den Lagerhallen ranholen, denn es gibt 9 verschiedene Sorten Stroh, beziehungsweise Heu. Die schlechteste Sorte ist schon ziemlich braun und man will sie am liebsten nicht anfassen, dementsprechend staubig ist sie auch, die Beste Sorte ist ziemlich grün, wahrscheinlich erst vor ein paar Wochen abgemäht. Ich fragte mich bloß was machen die Asiaten mit solchen schlechten Sorten? Mein Vorarbeiter erklärte mir, dass die Asiaten den größten Teil an Tiere verfüttern, aber das Stroh auch für Betten benutzen, da stellt sich bloß die Frage, ob Betten für Tiere, oder wirklich für Menschen?!? Aus den Ballen muss ich dann immer noch Etiketten entfernen, um zu zählen wie viele Ballen wir für einen Auftrag benutzt haben. Eigentlich kann man die Station an der ich arbeite alleine betreiben, es kann aber ziemlich hektisch werden, wenn dann ein Auftrag abgeschlossen ist und man neue Ballen ranholen muss, die Markierungen entfernen muss, die alten Ballen zurückbringen muss, in die alten Ballen die Etiketten zurückstecken muss, die neuen Ballen dann auf das Fließband legen muss und die Schnüre durchschneiden muss. Manchmal bekomme ich deswegen Hilfe, was die ganze Situation entspannt. In einen großen Container passen übrigens 26 Tonnen Heu bzw. Stroh. Wer hätte gedacht, dass Stroh gepresst so schwer sein kann ?
Natürlich gab es in unserem Betrieb auch Weihnachtsferien. Zuerst stand eine Weihnachtsparty an. Alle waren mit ihren Familien da und es gab ein Buffet mit Freigetränken. Außerdem lagen auf dem Tisch Dinge die aussahen wie riesige Bonbons, habt ihr vielleicht schonmal gehört oder gesehen. Man zieht an einer Seite und ein Tischnachbar an der Anderen, dann gibt es einen kleinen Knall und ein kleines Geschenk und ein Zettel mit einem Witz fallen heraus, lustige Idee eigentlich. Der Abend verlief ganz gut, bis einer der Vorarbeiter meinte, Streit mit einem Kollegen anzufangen und ihn verhauen zu müssen...Naja Alkohol und pure Dummheit führen nunmal zu Prügeleien.
Ich verbrachte außerdem einige Zeit in Perth zusammen mit ein paar deutschen Freunden. In dieser Woche habe ich es mir gut gehen lassen: Ich habe mir eine Massage gegönnt, einen Laptop gekauft und war  einen Tag lang auf der Insel Rottnest Island. Dort war ich mit dem Fahrrad unterwegs, um die ganze Insel zu sehen, was ich trotz Hitze und mehr als 12 Kilometer Radweg auch geschafft habe. Dabei war ich 2 mal im wundervollen Meer schnorcheln, habe viele Quokkas gesehen (das sind süße Beuteltiere, die aussehen wie Riesenratten) und habe mir den Leuchtturm angeguckt. Ein sehr schöner Tag und ein gutes Beispiel für aktive Erholung.
Außer der Weihnachtsparty und der Zeit in Perth, war ich aber noch bei Richard,einem Kollegen von mir. Seine Frau hat mich auf der Weihnachtsfeier eingeladen. Zuerst fuhren wir zu einem Weingut von 2 Freunden von meinem Kollegen, um etwas zu trinken und Wein einzukaufen. Danach sind wir zu ihm gefahren. Richard wohnt zusammen mit seiner Frau, 2 Hunden und seinen Pferden mitten auf einem Feld, in einem wunderschönem Haus. An diesem Abend habe ich zum ersten Mal Kängurusteak gegessen. Zu meiner Überraschung hat es zwar nicht schlecht geschmeckt, war aber ziemlich zäh wie ein Kaugummi. Ich hab meinem Kollegen eine Flasche Wein und ein Buch zum Dank der Einladung geschenkt und mich mindestens 1000 mal bedankt. Am nächsten Tag durfte ich noch in seinem Whirlpool entspannen, was die Muskeln erfreut und bei der Hitze nicht verkehrt ist. Weihnachten war dieses Jahr anders als sonst, nicht unbedingt schlechter, aber halt einfach anders. Man lernt den Wert von Freunden und Familie noch mehr zu schätzen als vorher zuhause schon. Ja ich vermisse euch, aber wir stehen dass zusammen durch, ihr zuhause und ich hier ! Und im Sommer gibts dann ein emotionales Wiedersehen und vielleicht ein paar Freudentränen :)
Die Wochen nach den Weihnachtsferien habe ich standartmäßig wieder mit Arbeit verbracht. Am Wochenende zum 26.01 war ich dann in Perth zum Australia Day, der Nationalfeiertag Australiens. Da mein Arbeitskollege an diesem Tag ohne mich dorthin gefahren ist, habe ich den Bus genommen und bin dann in Perth mit der Bahn zum Hostel gefahren. An einer Kreuzung hab ich ein paar Freunde getroffen, was mir bestätigte, dass vor allem Perth nicht so groß ist wie man vielleicht annehmen möchte. Wir machten also Pläne wie wir den Tag verbringen wollten. Erst ging es in einen Park, wo Musik gespielt wurde und unzählige Stände aufgebaut waren. Für Unterhaltung war also mehr als gesorgt. Ich schlenderte das Ufer des Swan Rivers entlang, wo die Leute zu hunderten zelteten und sich somit einen Platz für das abendliche Feuerwerk freihielten. Da wir uns nochmal schick anziehen wollten sind wir zurück zum Hostel und hatten anschließend viel Mühe einen Platz für das Feuerwerk zu finden. Irgendwann konnten wir eine freie Stelle finden und verweilten dort für das 30 minütige, farbenprächtige Feuerwerk. Die Pyrotechniker haben sich echt viel Mühe gegeben und die Masse jubelte sehr laut! Für uns ging es anschließend in einen Club und für mich danach ins Bett. Mein Hostel an diesem Wochenende war übrigens sehr dreckig, klein und unzufriedenstellend, aber es war eines der wenigen wo überhaupt noch ein Platz frei war, wer nicht bucht zur rechten Zeit, der muss eben nehmen was übrig bleibt. Am Sonntag bin ich zuerst zum Hotel der anderen gelaufen, wo wir beschlossen Klippenspringen zu gehen. Wir waren zu sechst, sind aber trotzdem mit dem Auto gefahren, so dass auf der Hinfahrt einer auf dem Boden, hinter dem Fahrer sitzen musste, ein sehr spannendes Geschehen wenn man an der Polizei vorbeifährt. Das Klippenspringen hat Spaß gemacht, auf Höhen von 4 bis 13 Metern stürzten wir uns in den Swan River.  Auf 13 Metern musste man sich erstmal kurz überwinden, aber Conny und ich haben trotzdem einen Kopfsprung gemacht.  Ich sah ein paar schwarze Schwäne und ein paar Quallen und fragte mich wie gefährlich die Quallen sein könnten, rausfinden wollte ich das aber lieber nicht. Schnorcheln konnte man leider nicht, da das Wasser zu unklar war. Auf der Rückfahrt haben wir Kevin in den Kofferraum verfrachtet, da dies unauffälliger ist, als 6 Leute in einem Auto zu haben. Ich hab mal ein kleines Video zusammengestellt welches ihr euch hier angucken könnt:
http://www.youtube.com/watch?v=8AIRYtJ6Co0
Außerdem hat sich übrigens noch die Wohnsituation für mich geändert. Ich wurde von einer Frau im Freibad angesprochen, wo ich wohne, wie viel ich bezahle und so weiter. Sie hat mir ein paar Geschichten über meine alte, gierige Vermieterin erzählt. Sehr erschreckend und ich war auch schon lange unzufrieden mit dem Haus, dass wir uns zu viert teilten Am Anfang war es schön, aber  ein Mitbewohner war immer schlecht gelaunt und regelrecht angepisst, was mich manchmal erschrocken hat und nicht für entspannte Verhältnisse sorgte. Auf jeden Fall lebe ich jetzt alleine in einem Haus für 120 Dollar die Woche. Dort hab ich ein größeres, kühleres Zimmer, einen schönen Garten mit Teich und ein paar Fitnessgeräte. Die Weintrauben und Johannisbeeren aus dem wunderschönen Garten kann ich auch essen.

 So viel ist mir also in den letzen 2 Monaten passiert, vielleicht hab ich einige Sachen vergessen, aber die größeren, wichtigen Sachen habe ich euch nun mitgeteilt.

Passt auf euch auf :)



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